Einfluss der Schilddrüse
auf die Augen

22.08.2022
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Was ist die Funktion der Schilddrüse?

Die Schilddrüse ist ein hormonproduzierendes Organ unterhalb des Kehlkopfs. Bestehend aus verschiedenen Lappen, vor allem erkennbar sind ein linker und rechter Lappen, dies sich auf die Vorderfläche der Luftröhre legen. Die dort synthetisierten Hormone sind vor allem die charakteristischen Schilddrüsenhormone T3 und T4. Diese beiden Hormone benötigen Jod für die Synthese, weswegen eine ausreichende Versorgung des Körpers benötigt wird. Vielerorts ist deswegen Speisesalz mit Jod angereichert um die benötigte Zufuhr sicherzustellen. T3 ist die aktivere Form des Hormons. Da diese beiden Hormone nur begrenzt in einem Bluttest nachgewiesen werden können, wird für die Labordiagnostik auf das sogenannte TSH zurückgegriffen, welches als wichtigster Parameter zur Beurteilung der Schilddrüsenfunktion dient. Es ist verantwortlich für die Stimulation der Hormonsynthese in der Schilddrüse. Ein erhöhter TSH-Spiegel deutet auf eine Hypothyreose (zu wenig Schilddrüsenhormone) und ein erhöhter umgekehrt auf eine Hyperthyreose (zu viel Schilddrüsenhormone) hin – der stimulierende Faktor TSH reagiert also jederzeit auf die vorherrschende Stoffwechselsituation. Allgemein sind die beiden Hormone T3 und T4 zuständig für die Anregung des Zellstoffwechsels und die Insulin-Ausschüttung überall im Körper. Diese wichtige und zentrale Funktion macht sie zu einem essentiellen Bestandteil eines intakten Stoffwechsels.

Des Weiteren wird in der Schilddrüse Calcitonin synthetisiert, welches am Knochenstoffwechsel beteiligt ist. Es ist dabei zuständig für eine Senkung des Calciumspiegels im Blut, das heisst es wird vermehrt Calcium in die Knochen eingebaut. Als Gegenspiegel fungiert das sogenannte Parathormon, welches in der Nebenschilddrüse – in unmittelbarer Nachbarschaft – gebildet wird. Die Nebenschilddrüsen sind vier kleine Drüsen am hinteren Rand der Schilddrüse (jeweils zwei oben und zwei unten) lokalisiert.

Endokrine Orbitopathie

Eine endokrine (hormonelle) Orbitopathie ist eine Entzündung des Auges als Ergebnis einer Immunreaktion des Körpers. Betroffen sind dabei die Augenmuskeln, der ganze Orbitainhalt und unter Umständen auch die Augenlider. Häufig handelt es sich dabei um eine hyperthyreote Stoffwechsellage, das heisst eine Überproduktion der Schilddrüsenhormone T3/T4. Diese kann unter anderem auftreten im Zuge eines Morbus Basedow oder anderer Autoimmunerkrankungen. Bei einem Morbus Basedow kommt es dabei zu einer Reaktion von TSH-Rezeptor-Antikörpern ausserhalb der Schilddrüse – in diesem Fall in den Augen. Diese Antikörper sind wiederum Teil einer komplexen immunologischen Antwort, die in der Folge zur Entzündung der Augen führt. Diese ist oft chronisch und kann zu fibrotischen Veränderungen (Vernarbungen) des Gewebes führen. Zu der typischen Merseburger Trias eines Morbus Basedow gehören eine Schilddrüsenvergrösserung (Struma), eine erhöhte Herzfrequenz und ein charakteristischer Exophthalmus. Bei Letzerem handelt es sich um das Hervortreten des Augapfels aus der Augenhöhle – ein solcher kann im unterschiedlicher Ausprägung vorliegen.

Neben Lidveränderungen, einer Beeinträchtigung der Augenmuskeln und einem Exophthalmus, kann es ausserdem zu einer Einschränkung des Sehnervs (Nervus opticus) kommen. Dies äussert sich durch ein vermindertes Farbensehen und einer Visuseinschränkung – unter Umständen bis zur Erblindung.

Therapie

Angesichts der Ursache – nämlich einer gestörten Stoffwechsellage der Schilddrüse und ihrer Hormone – wird zuerst versucht wieder eine euthyreote (normale) Stoffwechsellage herzustellen. Dies dient einerseits der Beseitigung der augenbezogenen Symptome, aber auch der Wiederherstellung eines funktionstüchtigen, gesunden Stoffwechsels im ganzen Körper, da die Schilddrüsenhormone ihre Effekte in verschiedensten Geweben des Körpers zeigen. In schwerwiegenderen Fällen, in denen eine Orbitopathie trotz Normalisierung des Stoffwechsels bestehen bleibt, kann eine medikamentöse Behandlung mit Glukokortikoiden oder unter Umständen eine retrobulbäre Röntgenbestrahlung Anwendung finden. Um einer Schwellung der Augen entgegenzuwirken kann je nachdem in folgenden selteneren Fällen ein chirurgischer Eingriff notwendig oder empfehlenswert sein: Bei erhöhtem Druck auf den Sehnerven (v.a. bei hoher Entzündungsaktivität) oder bei durch die Augenmuskeln verursachtes Schielen und Doppelbildern.

Allgemein gilt, je früher die Krankheit entdeckt wird und reagiert werden kann, desto besser stehen die Heilungschancen. Die Heilungsaussichten sind bis auf den Exophthalmus sehr vielversprechend und es bestehen gute Chancen auf eine Regeneration. Rauchen kann allerdings zu einer massiven Verschlechterung der Heilungsaussichten und des Verlaufs führen. Ebenso kann eine gleichzeitig wegen einer anderen Krankheit stattfindenden Radiojod-Therapie den Verlauf ungünstig beeinflussen oder sogar verschlechtern.

Die Augenärzte des Zentrums Bahnhof in Stäfa stehen Ihnen für weitere Fragen, Abklärungen, Vorsorgeuntersuchungen und ein professionelle Behandlung jederzeit gerne zur Verfügung.

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