Sehnerv-Erkrankungen

25.08.2022
  1. Start
  2. Sehnerv-Erkrankungen

Was ist der Sehnerv?

Der Sehnerv (Nervus opticus) ist jener Nerv, der die visuellen Informationen, die wir über unseren Augen wahrnehmen, an das Gehirn weiterleitet. Dies geschieht über mehrere Umschaltstationen bis die Informationen schliesslich in unserer Sehrinde – dem hinteren, unteren Teil des Gehirns – ankommt. Die zwischengeschalteten Verzweigungen und Umschaltstellen dienen unter anderem der Koordination der Augenbewegungen den Reflexen (zum Beispiel Pupillenreflex). Der Sehnerv selbst besteht aus vielen einzelnen Nervenfasern, die zusammengefasst als Nervus opticus bezeichnet werden. Der physiologische Prozess des Sehens ist sehr komplex, aber grundsätzlich löst das Auftreffen eines Photons (Lichtteilchens) eine chemische und synaptische Kaskade aus – und das daraus entstehende Signal wird dann via Sehnerv an das Gehirn weitergeleitet.

Die gebündelten Nervenfasern treten als gemeinsamer „Sehnerv“ in einem Punkt aus dem Auge aus. Diesen Punkt nennt man auch den blinden Fleck, da dort keine Photorezeptoren vorhanden sind. Aufgrund seiner Lokalisation mehrheitlich im Schädelinnern und seine unmittelbare Nähe zum Gehirn, wird der Nervus opticus zu den zwölf Hirnnerven gezählt.

Verlauf des Sehnervs

Der anfängliche Verlauf des Sehnervs ist wegweisend für die Erkennung einer Sehnerv-Problematik. Die charakteristische Ausprägung von Gesichtsfeldausfällen oder temporärer und partieller Erblindung, kann ein wichtiger Indikator für eine zugrundeliegende Erkrankung sein. Das Wichtigste in Kürze: Dinge, die sich links von uns befinden, treffen rechts auf die Netzhaut (Retina) jedes Auges auf und umgekehrt. Das heisst es findet eine Kreuzung statt. Diese beiden Anteile der Netzhaut – den seitlichen, äusseren und den gegen die Nase gerichteten, inneren – werden temporales und nasales Gesichtsfeld der Retina genannt. Diese Einteilung ist wichtig, weil im weiteren Verlauf – das heisst nach Austritt des Sehnervs aus der Augenhöhle und in den Schädel – die temporalen Anteile auf der gleichen Seite zur Sehrinde nach hinten ziehen – die nasalen Anteile jedoch noch einmal im sogenannten Chiasma opticum kreuzen. Das Ergebnis dieser komplizierten Kreuzungen und Aufgabelungen ist, dass die Gegenstände die wir auf einer Seite sehen, auf die jeweils andere Hirnhälfte projiziert werden.

Entsprechend diesem Hintergrundwissen lassen sich folglich charakteristische Gesichtsfeldausfälle bestimmten Abschnitten dieses Signalweges zuordnen.

Hemianopsie

Unter Hemianopsie versteht man einen teilweisen Ausfall des Gesichtsfeldes (Skotom). Man unterscheidet ferner zwischen einer homonymen (gleichseitigen – das bedeutet man nimmt Dinge links oder rechts nicht mehr wahr) und heteronymen (gegenseitigen – das heisst Dinge vorne in der Mitte oder aber Dinge eher am Rand unserer Wahrnehmung sind nicht mehr sichtbar) Hemianopsie. Am häufigsten kommt eine bitemporale (seitlich), heteronyme Heminanopise vor – diese äussert sich durch die sogenannte Scheuklappenblindheit.

Partielle Gesichtsfeldausfälle werden von den betroffenen Personen sodann auch nicht immer umgehend bemerkt – manchmal wird dies erst im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung oder beim Gespräch mit dem Hausarzt (zum Beispiel unter Erwähnung der Tatsache, dass man die ganze Zeit gegen irgendwelche Dinge läuft) erkannt. Dies hat unter anderem auch damit zu tun, dass Einschränkungen nur eines Auges sehr gut durch das andere Auge ausgeglichen werden können, ohne dass dies von der betroffenen Person bemerkt wird.

Symptome bei einer Einschränkung des Sehnervs

  • Verminderte Sehschärfe und Sehvermögen

  • Gesichtsfeldausfälle (Skotome)

  • Geringere Farbwahrnehmung

  • Störungen im Bezug auf die Pupillenweite

Häufigste Sehnerv-Erkrankungen

Zu den häufigsten Sehnerv-Erkrankungen gehören folgende Krankheitsbilder:

  • Sehnerv-Entzündungen (Neuritis nervi optici)

    Entzündungen des Sehnervs können immer und auch spontan auftreten – zum Beispiel im Zuge einer systemischen Infektion mit anderen Entzündungen. Eine Feststellung der Ursache gestaltet sich entsprechend häufig schwierig. Bei Erwachsenen sollte jedoch unter anderem eine Multiple Sklerose (MS) ausgeschlossen werden. Meist klingen die Symptome nach einer Weile wieder ab.

  • Sehnerv-Infarkt (Anteriore ischämische Opticusneuropathie, AION)

    Dieses auch Pupillenifarkt genannte Krankheitsbild entsteht beim Verschluss eines den Sehnerv versorgenden Blutgefässes. Die Betroffenen bemerken meist eine sehr rasche, schmerzlose und einseitige Verschlechterung des Sehvermögens – teilweise bis zu einem kompletten Sehverlust. Bei Auftreten solcher Symptome sollte umgehend ein Augenarzt aufgesucht werden um der Ursache auf den Grund zu gehen und um die benötigte Durchblutung nach Möglichkeit wiederherzustellen. AIONs treten vermehrt auf im Zusammenhang mit Arteriosklerose.

  • Arteriitis temporalis (Morbus Horton o. Riesenzellarteriitis)

    Ähnlich wie bei einer AION sind auch hier die Blutgefässe betroffen mit ähnlichen Symptomen, wobei es zu einer Minderdurchblutung bestimmter Areale des Auges kommt. Da es sich bei dem betroffenen, zuführenden Gefäss meist um die Arteria temporalis handelt, wurde dieses Krankheitsbild entsprechend benannt. Es handelt sich hierbei um einen augenärztlichen Notfall, der umgehend untersucht werden sollte.

  • Grüner Star (Glaukom)

    Als eine der mit Abstand am häufigsten Sehnerv-Erkrankungen, handelt es sich beim Grünen Star um eine signifikant erhöhten Augendruck, was zu einer Abklemmung des Sehnervs führen kann. Ursache für ein Glaukom ist meist ein gestörter Abfluss des vorderen Kammerwassers durch den Schlemm-Kanal. Dieser kann beispielsweise verstopft oder durch eine Entzündung zugeschwollen sein. Ein akuter Grüner Star äussert sich durch Gesichtsfeldausfälle bis zu komplettem Sehverlust und ist meist mit starken Schmerzen verbunden – in einem solchen Fall sollten Sie ebenfalls umgehen Ihren Augenarzt aufsuchen.

  • Opticusatrophie

    Als Atrophie bezeichnet man Gewebeschwund – in diesem Fall bezogen auf das Nervengewebe des Sehnervs. Dies ist in der Regel irreversibel und kann durch sehr viele verschiedene Ursachen hervorgerufen werden – häufig ist es jedoch die Folge einer nicht behandelten, vorangehenden Augenerkrankung.

  • Tumore

    Manchmal – jedoch sehr selten – können auch Tumore zu einem sich langsam aufbauenden Druck und Einschränkungen des Gesichtsfelds führen. Diese Tumore werden je nach Ort, an dem sie sich befinden, in verschiedene Kategorien eingeteilt. Oft handelt es sich dabei jedoch um gutartige Exemplare.

Sollten Sie unter Einschränkungen des Gesichtsfelds, einem merklichen Druck im Auge oder anderen Symptomen leiden, zögern Sie nicht und vereinbaren Sie einen Termin. Gerne untersuchen und beraten Sie die Spezialisten der Augenklinik Zentrum am Bahnhof in Stäfa gerne.

This site is registered on wpml.org as a development site.